COVID-19 Spen­den­ak­tion

Mit dieser Spen­den­ak­tion versucht Azadi 5000 Schwei­zer Fran­ken für Nothilfe in Malay­sia zu sammeln.

Die Rohingya in Malay­sia verlie­ren zur Zeit ihre letz­ten Perspek­ti­ven. Umge­ben von Frem­den­hass stehen viele Menschen nach dem Ausbruch von COVID-19 ohne Job und Zuhause da. Viele wurden will­kür­lich verhaf­tet und in Gefan­ge­nen­la­ger abge­scho­ben. Einschüch­te­rung, Angst und Perspek­ti­ven­lo­sig­keit prägen den gegen­wär­ti­gen Alltag der Rohingya.

Anfangs März gab es in Malay­sia die ersten Fälle von Covid-19. Für die Rohingya sollte das erheb­li­che Folgen haben. Inner­halb von nur vier Mona­ten hat sich das Zusam­men­le­ben zwischen Malay­sie­rIn­nen und Rohingya radi­kal verschlech­tert. Eine weitere Krise befällt die vulnerable Gemein­schaft der Rohingya, mit kaum Aussich­ten auf Besse­rung.

Durch eine Spen­den­ak­tion versucht Azadi Geld zu sammeln um die Situa­tion eini­ger, beson­ders bedürf­ti­ger Rohingya in Malay­sia zu verbes­sern und sie in dieser schwie­ri­gen Zeit zu unter­stüt­zen.

Ende Juni konn­ten wir mit Hilfe von unse­ren Unter­stüt­ze­rIn­nen die Monats­miete von 33 Fami­lien in Kuala Lumpur über­neh­men. Mit dieser Spen­den­ak­tion möch­ten wir dort anknüp­fen und uns mit einem Fokus auf beson­ders bedürf­tige Frauen und ihren Kindern weiter im Bereich der Nothilfe enga­gie­ren.

110 CHF = 1 Monats­miete
50 CHF = 1 Gesund­heits Check-Up
12 CHF = 3 Mahl­zei­ten
5 CHF = 40 Baby­win­deln

Die Rohin­gyas in Malay­sia haben es zur Zeit sehr schwer. Weiter unten erzählt Shenia, ein direkt­be­trof­fe­nes Rohingya-Mädchen, wie Sie den Alltag in Kuala Lumpur zur Zeit erlebt.

Wenn du erkennst,
dass dein Leben keinen Wert hat.

Shenia ist eine 15-jährige Rohingya Musli­min. Sie ist in Malay­sia gebo­ren und aufge­wach­sen. Ihre Eltern sind vor 20 Jahren aus Myan­mar geflüch­tet. Bis vor kurzem ging Shenia an eine renom­mierte Flücht­lings­schule. Sie spricht vier Spra­chen: Rohingya, Burme­sisch, Malay­sisch und Englisch und kommu­ni­ziert in einem Gemisch aus Englisch und Malay­sisch. Eine gängige Ausdrucks­weise unter Malay­sie­rin­nen, welche zwei- oder mehr­spra­chig aufwach­sen.

Weiter­le­sen

Shenia wirkt «malay­sisch» und fügt sich perfekt in die lokale Gesell­schaft ein. «Für mich ist Malay­sia mein Heimat­land und bis vor kurzem fühlte ich mich sicher hier», sagt sie. Seit dem Ausbruch der Corona-Pande­mie hat sich alles verän­dert. Shenia’s Vater hat seinen Job verlo­ren und auf die Strasse traut sie sich nicht mehr. Ihr jünge­rer Bruder und ihre Mutter wurden kürz­lich verhaf­tet und sassen zwei Wochen lang in Unter­su­chungs­haft – seit Ausbruch des Coro­na­vi­rus eine Routine so scheint’s. Anfangs März sind in Malay­sia die ersten COVID-19 Fälle iden­ti­fi­ziert worden. Die Regie­rung reagierte schnell und verhängte am 18. März den tota­len Lock­down. Mit stei­gen­der Unsi­cher­heit begann die Verbrei­tung von geziel­ter Diskri­mi­nie­rung gegen Flücht­linge und insbe­son­dere gegen Rohingya.

Ebenso rasch wurden in den sozia­len Medien frem­den­feind­li­che Darstel­lun­gen und Anschul­di­gun­gen verbrei­tet, die die Rohingya als aktive Verbrei­ter des Virus darstel­len. Auf die anfäng­li­che Diskri­mi­nie­rung folg­ten schnell schwer­wie­gende poli­ti­sche Mass­nah­men. Bisher wurden die Rohingya auch ohne gültige Papiere in Malay­sia gedul­det. Mit ihren schlecht bezahl­ten Arbei­ten leis­te­ten sie einen entschei­den­den Beitrag zum Wachs­tum der urba­nen Zentren Malay­sias. Seit dem Ausbruch des Coro­na­vi­rus änderte sich dies aber plötz­lich. Tausende von Rohingya wurden aufgrund fehlen­der Aufent­halts­pa­piere verhaf­tet und in Unter­su­chungs­ge­fäng­nisse gebracht, wo Geflüch­tete neuer­dings mit Peit­schen­hie­ben verse­hen werden – unter dem Vorwand der Bekämp­fung des Coro­na­vi­rus.

Erreicht wird jedoch das Gegen­teil: Neuin­fek­tio­nen in den Gefäng­nis­sen stie­gen schnell. Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen erhal­ten immer mehr Meldun­gen von Menschen, die nicht genug zu essen haben – die meis­ten haben ihre Jobs verlo­ren. Moscheen sind nicht mehr zugäng­lich für die Rohingya. Fami­lien werden aus ihren Wohnun­gen vertrie­ben. Denn, das Vermie­ten von Wohn­raum an ‘ille­gale Migran­tin­nen’ wird neu mit bis zu fünf Jahren Gefäng­nis und sechs Peit­schen­hie­ben bestraft. Schil­der in den Stras­sen erin­nern poten­zi­elle Vermie­te­rin­nen an das Gesetz und dessen Ahndung.

Ende Juni 2020 verkün­dete der neue Premier­mi­nis­ter Malay­sias, Muhy­id­din Yassin, das Land werde keine Rohingya-Flücht­linge mehr aufneh­men. Bereits vor diesem offi­zi­el­len State­ment wurden mehrere Flücht­lings­boote mit hunder­ten Rohingya-Flücht­lin­gen, abge­wie­sen und auf das offene Meer zurück­ge­schickt. Einer Studie zufolge hat sich in Malay­sia die Akzep­tanz gegen­über geflüch­te­ten Menschen seit der Corona-Pande­mie dras­tisch verrin­gert. 82% der Befrag­ten sind für eine Schlies­sung der Gren­zen (ein Jahr zuvor waren es 43%) – der höchste Wert welt­weit.

Inner­halb von nur vier Mona­ten hat sich das Zusam­men­le­ben zwischen Malay­sie­rin­nen und den Rohingya dras­tisch verschlech­tert. Shenia erläu­tert: «Unser Leben ist voller Hass, Diskri­mi­nie­rung, Schi­kane und Rassis­mus. Gestern, wurde mein 6‑jähriger Bruder und ich auf der Strasse geschla­gen und beschimpft «You, Rohingya are making problems in Malay­sia.». Die Möglich­kei­ten für die Rohingya sind enorm begrenzt. Mit der welt­weit sinken­den finan­zi­el­len Unter­stüt­zung des huma­ni­tä­ren Sektors nehmen die Chan­cen auf eine Umsied­lung durch die UNO in einen Dritt­staat dras­tisch ab. Auch eine Rück­kehr in ihr Heimat­land Myan­mar, ehema­li­ges Burma, ist für die Rohingya keine Option – aufgrund der dort andau­ern­den

Menschen­rechts­ver­let­zun­gen und der geziel­ten Verfol­gung der Rohingya-Minder­heit. Somit haben die meis­ten Rohingya letzt­end­lich keine Wahl. Trotz ihrer prekä­ren Lage blei­ben Shenia und andere Rohingya hoff­nungs­voll auf eine bessere Zukunft. «Am Ende eines jeden Tunnels gibt es Licht», ist Shenia über­zeugt und dankt all denje­ni­gen, welche in dieser schwie­ri­gen Zeit Soli­da­ri­tät zeigen und Unter­stüt­zung leis­ten.