The Refu­gee Fest

Das alljähr­lich in Kuala Lumpur/Malaysia statt­fin­dende Flücht­lings­fest wurde dieses Jahr erst­mals auf die Insel Penang im Nord­wes­ten von Malay­sias ausge­wei­tet, um ein grös­se­res Ziel­pu­bli­kum abseits Malaysia’s Haupt­stadt zu errei­chen. Vom 5. bis 7. April 2019 und in Anwe­sen­heit von 500 Besu­che­rin­nen und Besu­chern führ­ten 15 Flücht­lings­grup­pen span­nende, mitreis­sende und gedan­ken­er­re­gende Auffüh­run­gen durch. Von Poetry Slams, über Thea­ter­auf­füh­run­gen, Foto­prä­sen­ta­tio­nen, Geschich­ten­er­zäh­lun­gen, Konzer­ten bis hin zu Podi­ums­dis­kus­sio­nen wurde die einhei­mi­sche Gesell­schaft auf eine unter­halt­same und erfri­schende Weise ihren geflüch­te­ten Nach­barn und deren Themen und Geschich­ten, näher gebracht.

 

«Wenn ich mich für eine Sache entschei­den müsste, welche ich von der augen­öff­nen­den und höchst bewe­gen­den Veran­stal­tung letz­ten Wochen­en­des mit auf den Weg nehmen werde, ist dies sicher­lich die Reflek­tion meiner Privi­le­gien, welche mir rein durch Zufall in die Wiege gelegt worden sind. Mittels verschie­de­ner Formen der Kunst brach­ten die unglaub­lich talen­tier­ten Künst­le­rin­nen und Künst­ler dem Publi­kum ihre Lebens­ge­schich­ten und ‑reisen näher. Dabei drück­ten sie ausser­ge­wöhn­li­che Stärke und Wider­stands­fä­hig­keit aus. Gleich­zei­tig hat es mich umge­hauen, mein Kopf drehte sich im Kreis und ich habe geweint, als ich hörte in welchen Reali­tä­ten die Flücht­linge leben und in welcher Gefahr sich Geflüch­tete oftmals befin­den. Rück­bli­ckend bin ich unglaub­lich dank­bar und auch etwas stolz, dass ich mich dazu bewog, mich dieser Thema­tik zu stel­len. Ich hoffe sehr, dass mehr Menschen dasselbe tun, den Geflüch­te­ten die Möglich­keit geben sie kennen­zu­ler­nen und von ihnen zu lernen. Denn, das Leben der Flücht­linge sollte uns nicht egal sein,»

veröf­fent­lichte eine Zuschaue­rin des Flücht­lings­fests im Anschluss der Veran­stal­tung auf ihrer Face­book-Seite.

Finan­zie­rung und Geschichte des Malay­si­schen Flücht­lings­fests

Gespons­ort wurde das Flücht­lings­fest «The Refu­gee Fest», welches vor vier Jahren durch die lang­jäh­rige Rohingya-Akti­vis­tin und inves­ti­ga­tive Jour­na­lis­tin, Mahi Rama­krish­nan, erst­mals durch­ge­führt wurde, durch inter­na­tio­nale Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, auslän­di­schen Botschaf­ten in Malay­sia sowie Privat­per­so­nen. Es bietet Geflüch­te­ten in Malay­sia eine Platt­form ihren Meinun­gen, Erfah­run­gen, Träu­men und Hoff­nun­gen eine Stimme zu verlei­hen. Auch dient die Veran­stal­tung dazu Brücken zwischen den verschie­de­nen Flücht­lings­ge­mein­schaf­ten Malay­sias sowie der einhei­mi­schen malay­si­schen Bevöl­ke­rung zu schla­gen, gegen­sei­ti­ges Verständ­nis zu vermit­teln und Bezie­hun­gen zu stär­ken.

Das Flücht­lings­fest gewinnt insbe­son­dere vor dem Hinter­grund der posi­ti­ven Zusa­gen der im 2018 neuge­wähl­ten Regie­rung Malay­sias in Bezug auf eine verbes­serte Inte­gra­ti­ons­po­li­tik beispiels­weise durch die Lega­li­sie­rung des Arbeits­markt­zu­gangs für die vom UNO-Flücht­lings­hilfs­werk aner­kann­ten Geflüch­te­ten sowie eine poten­ti­elle Rati­fi­zie­rung der Genfer Flücht­lings­kon­ven­tion von 1951 an Bedeu­tung. Dies­be­züg­lich leis­tete das Event einen wich­ti­gen Beitrag zur Sensi­bi­li­sie­rung der allge­mei­nen Bevöl­ke­rung sowie der Regie­rung auf Flücht­lings­the­men, mit der Absicht, dass die Bedürf­nisse von Geflüch­te­ten in der Poli­tik­ge­stal­tung in Zukunft verstärkt berück­sich­tigt und mitein­be­zo­gen werden.

Ein weite­res Ziel des Flücht­lings­fests in Penang war die künst­le­ri­sche Förde­rung von geflüch­te­ten Gemein­schaf­ten ange­hö­ri­gen Künst­le­rin­nen und Künst­ler. Während manche in der Kunst­szene Penangs/Malaysias bereits rela­tiv etabliert sind, bot das Flücht­lings­fest ande­ren, wenig oder nicht bekann­ten Artis­ten und Artis­tin­nen, Raum zur Entde­ckung der Bühne. Dazu gehö­ren zum Beispiel der in Penang lebende Syri­sche Musi­ker Ali Farran sowie eine Gruppe geflüch­te­ter Rohingya-Musi­ker, welche mit ihren Mando­li­nen, Tschi­nel­len und Darbu­kas die Ohren des Publi­kums verzau­ber­ten.

Dr. Anwar Fazal, Direk­tor des Right Live­li­hood College und der Urhe­ber des Inter­na­tio­na­len Tages der Soli­da­ri­tät von Arbeits­mi­gran­tin­nen und Arbeits­mi­gran­ten beschreib die Veran­stal­tung in Penang als «Regen­bo­gen voller Inspi­ra­tion.»

«Die Geflüch­te­ten teil­ten ihre Geschich­ten der Trau­rig­keit verfloch­ten mit Hoff­nung durch Poesie, Lieder, Kunst und Film. Ich verliess die Veran­stal­tung entschlos­sen, mich auch in Zukunft für die Würde und Gerech­tig­keit geflüch­te­ter Menschen, sowie die Aner­ken­nung ihrer Mensch­lich­keit einzu­set­zen. Man sollte nie verges­sen, dass wir alle ursprüng­lich Migran­tin­nen und Migran­ten waren,» fügt Dr. Anwar Fazal hinzu.

Azadi betei­ligte sich am dies­jäh­ri­gen Flücht­lings­fest in Penang mit einem finan­zi­el­len Beitrag in Höhe von rund 3,800 CHF. Mehr Infor­ma­tio­nen Eindrü­cke zum Flücht­lings­fest findet ihr hier.